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Die Margarine
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Die Margarineschachtel
…der Hund
…und wie man eine Lebensmittelvergiftung bekommt

Eine Kurzgeschichte, die in Reallife 1 ½ Wochen gedauert hat

von Elisa Renschen

 
     

Es war einmal eine Margarineschachtel, die in einem japanischen Kaufhaus namens Ito Yokado zum Objekt der Begierde wurde und das auch in ihrem weiteren schmierigen Leben zu bleiben bestrebt war.
Besagte Schachtel Brotaufstrichs mit dem traditionellen Namen „Mothers Choice“ fristete nun ihr Dasein, bis auf wenige Minuten am Morgen begrenzt, im neuen Kühlschrank der neu gemieteten Wohnung im chinesischen Wohngebiet, auch „Bambuswäldchen“ genannt. Bis eines Tages, etwa 4 Tage nachdem Einzug gehalten wurde, sich ein Unbekannter entschloß, diese eine Schachtel zu entwenden. Er kam durchs Schlafzimmerfenster am hellichten Tag, indem er die Gitterstäbe zerbog. Daß er unbemerkt eindringen konnte, ist nicht nachzuvollziehen, denn bei 1,3 Mrd. Chinesen könnte man ja davon ausgehen, daß nichts unbemerkt geschieht. Nach ausgiebiger Besichtigung der Wohnung nebst aller darin befindlichen Gegenstände, wie 3 Laptops, 2 Spiegelreflexkameras, 1 Digitalkamera und anderen recht nützlichen und wertvollen Dingen, entschied er sich, bevor er durchs Küchenfenster flüchtete, noch zu einem Blick in den Kühlschrank. Nicht, daß dieser Dieb, man kann ihn so nennen, etwa die Äpfel mitgenommen hätte, die Bauchschmerzen verursachen, oder westliche Schokolade – nein, er entschied sich für die schmierige Margarineschachtel – die in ihrem Leben wohl noch mehr als schnödes Nahrungsmittel sein wollte - vielleicht Schmiermittel für Schlösser, Scharniere… . Von ihr ward jedenfalls nichts mehr gesehen und dieser Verlust ist auch vollkommen zu verschmerzen.
Er entschwand also durch das Küchenfenster – und schloß es nicht wieder korrekt, was dazu führte, daß sein Eindringen überhaupt erst bemerkt wurde. So eine Margarineschachtel ist ja so unwichtig – ihr Verschwinden wäre wohl menschlichem Versagen zugesprochen worden. Also, er stieg ab oder besser rüber zum Balkon der Nachbarwohnung, vielleicht in der Hoffnung, dort endlich was Nützliches zu finden. Nur leider wohnt da keiner!

Diesen merkwürdigen Umstand, also, warum der Dieb nichts an Wertgegenständen mitnahm, versuchte dann der Chinese, der noch spät abends, gegen 23 Uhr, vorbeikam, um ein neues Schloß einzubauen damit zu erklären, daß er (der Dieb) nur Bargeld gesucht hätte und irgendwelche Laptops nicht loswerden würde. In den darauffolgenden Tagen wurden dann noch weitere Sicherheitsmaßnahmen getroffen, wie z.B. das Anbringen von Gittern vor den Fenstern, die gerade erst in mühevoller Arbeit runtergenommen worden waren. Denn – China soll doch schöner werden, und dazu gehört auch, daß diese Käfigmentalität aufhört.
In diesem Zusammenhang kam der Gedanke auf, einen kleinen Hund zu kaufen, der dann wenigstens bellen könnte, wenn wieder jemand ungefragt die Wohnung betritt. Aber das Thema Hund ist nicht so einfach – zumal man folgenden Spruch sehr oft hört: „In Sichuan wird alles gegessen was 4 Beine hat und kein Tisch ist“. Eines Abends fragte ich also einen Chinesen, der Fahrräder repariert, wo man denn hier Hunde kaufen könne. Die erste Antwort war: „Gute Entscheidung – Hund schmeckt gut!“. In der 2. Antwort zählte er mir sämtliche Restaurants in Sichtweite auf, die besonders gut wären – wenn man denn Hund essen wolle. Als ich ihm dann sagte, ich will einen Hund zur normalen Haltung und nicht zum Essen, sah er mich erstaunt an und sagte mehrmals fragend: „Stimmt das…?!“ Na ja, mit der Vermittlung lebender Hunde konnte er nicht weiterhelfen…. Nach einigen Nächten Schlaf wurde die Hundbeschaffungsmaßnahme dann wieder schnell revidiert. Aber, ich möchte an dieser Stelle sagen: es lag nicht daran, daß ich mich nicht entscheiden konnte, zwischen essen und „Vergnügen“, sondern eher an artgerechter Haltung – obwohl man schon fast sagen muß, man tut jedem Hund was gutes, den man hier aus dem Kochtopf rettet. Aber der Markt, der seinen guten Ruf deshalb genießt, weil es so viele „lebende“ Tiere gibt, wurde trotzdem besucht. Man trifft dort auf Tiere aller Schattierungen und Arten – auch Hunde. Aber den Abstand habe ich groß genug gelassen, denn ich will die nächsten Monate noch schlafen können.

Heute Abend nun, es ist Sonnabend, der 19. Oktober, war ich in einem ganz alten chinesischen Viertel und habe ein wahrscheinlich frisch geklautes Fahrrad erstanden. Doch woher bekommt man eigentlich ein solches? Man geht auf einen Fahrradschwarzmarkt und stürzt sich ins Getümmel. Dort bekommt man alles – nur eben illegal, weil z.B. frisch gestohlen, zu angemessenen Preisen. Verhandelt wird sehr schnell, man fährt eine kleine Runde, übergibt das Geld und schon ist der Verkäufer in der Menge untergetaucht und man bleibt allein zurück, mit einem neuen, alten Fahrrad, das bestimmt just in dem Moment gerade einer sucht. Der Verkäufer für neue, natürlich ganz sichere Schlösser steht schon bereit.
Jedenfalls bin ich dort noch ein bißchen durch die Gassen gelaufen und sah wirklich frisch gegrillte Hunde; Größe eines Schäferhundes. Ich dachte, das gibt es nur auf irgendwelchen vor Jahren gemachten Fotos noch zu sehen. Soviel dazu. Die Bilder sind leider nichts geworden. Auweia…man verkommt hier total!

Um diese heitere Episode fortzusetzen und abzuschließen nach ein Tipp: „If you want diarrihea quick – go to KFC eat chick’!“ Fernab der Heimat kann es schon mal vorkommen, daß man nach ca. 1 Monat Appetit auf „westliches“ Essen bekommt. Also…? Man betritt ein Fast-Food Restaurant, namens KFC, das direkt um die Ecke liegt und man gönnt sich nach einem 11 Stunden Arbeitstag ein Hühnchenmenü. Das kann dann zu einer Lebensmittelvergiftung führen, die einen echt alt aussehen läßt – oder sollte ich krank sagen?! Da kicherte jedenfalls für etliche Tage die Salmonelle und freute sich ihres Daseins. Es ist schon kurios. Man versucht den Magen und die Verdauung langsam an das chinesische Essen zu gewöhnen und ißt vorsichtig und es passiert nichts. Und dann geht man was ganz einfaches, gewohntes essen und findet sich jenseits von Gut und Böse wieder. Aber das ist auch eine Erfahrung. Ich habe mir aber fest vorgenommen, dieses Etablissement nicht mal mehr zum Colakaufen zu betreten.

In diesem Sinne…

 

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