|
|
|
Es war einmal eine Margarineschachtel, die in einem japanischen
Kaufhaus namens Ito Yokado zum Objekt der Begierde wurde und das auch
in ihrem weiteren schmierigen Leben zu bleiben bestrebt war.
Besagte Schachtel Brotaufstrichs mit dem traditionellen Namen „Mothers
Choice“ fristete nun ihr Dasein, bis auf wenige Minuten am Morgen
begrenzt, im neuen Kühlschrank der neu gemieteten Wohnung im chinesischen
Wohngebiet, auch „Bambuswäldchen“ genannt. Bis eines
Tages, etwa 4 Tage nachdem Einzug gehalten wurde, sich ein Unbekannter
entschloß, diese eine Schachtel zu entwenden. Er kam durchs Schlafzimmerfenster
am hellichten Tag, indem er die Gitterstäbe zerbog. Daß er
unbemerkt eindringen konnte, ist nicht nachzuvollziehen, denn bei 1,3
Mrd. Chinesen könnte man ja davon ausgehen, daß nichts unbemerkt
geschieht. Nach ausgiebiger Besichtigung der Wohnung nebst aller darin
befindlichen Gegenstände, wie 3 Laptops, 2 Spiegelreflexkameras,
1 Digitalkamera und anderen recht nützlichen und wertvollen Dingen,
entschied er sich, bevor er durchs Küchenfenster flüchtete,
noch zu einem Blick in den Kühlschrank. Nicht, daß dieser Dieb,
man kann ihn so nennen, etwa die Äpfel mitgenommen hätte, die
Bauchschmerzen verursachen, oder westliche Schokolade – nein, er
entschied sich für die schmierige Margarineschachtel – die
in ihrem Leben wohl noch mehr als schnödes Nahrungsmittel sein wollte
- vielleicht Schmiermittel für Schlösser, Scharniere…
. Von ihr ward jedenfalls nichts mehr gesehen und dieser Verlust ist auch
vollkommen zu verschmerzen.
Er entschwand also durch das Küchenfenster – und schloß
es nicht wieder korrekt, was dazu führte, daß sein Eindringen
überhaupt erst bemerkt wurde. So eine Margarineschachtel ist ja so
unwichtig – ihr Verschwinden wäre wohl menschlichem Versagen
zugesprochen worden. Also, er stieg ab oder besser rüber zum Balkon
der Nachbarwohnung, vielleicht in der Hoffnung, dort endlich was Nützliches
zu finden. Nur leider wohnt da keiner!
Diesen merkwürdigen Umstand, also, warum der Dieb
nichts an Wertgegenständen mitnahm, versuchte dann der Chinese, der
noch spät abends, gegen 23 Uhr, vorbeikam, um ein neues Schloß
einzubauen damit zu erklären, daß er (der Dieb) nur Bargeld
gesucht hätte und irgendwelche Laptops nicht loswerden würde.
In den darauffolgenden Tagen wurden dann noch weitere Sicherheitsmaßnahmen
getroffen, wie z.B. das Anbringen von Gittern vor den Fenstern, die gerade
erst in mühevoller Arbeit runtergenommen worden waren. Denn –
China soll doch schöner werden, und dazu gehört auch, daß
diese Käfigmentalität aufhört.
In diesem Zusammenhang kam der Gedanke auf, einen kleinen Hund zu kaufen,
der dann wenigstens bellen könnte, wenn wieder jemand ungefragt die
Wohnung betritt. Aber das Thema Hund ist nicht so einfach – zumal
man folgenden Spruch sehr oft hört: „In Sichuan wird alles
gegessen was 4 Beine hat und kein Tisch ist“. Eines Abends fragte
ich also einen Chinesen, der Fahrräder repariert, wo man denn hier
Hunde kaufen könne. Die erste Antwort war: „Gute Entscheidung
– Hund schmeckt gut!“. In der 2. Antwort zählte er mir
sämtliche Restaurants in Sichtweite auf, die besonders gut wären
– wenn man denn Hund essen wolle. Als ich ihm dann sagte, ich will
einen Hund zur normalen Haltung und nicht zum Essen, sah er mich erstaunt
an und sagte mehrmals fragend: „Stimmt das…?!“ Na ja,
mit der Vermittlung lebender Hunde konnte er nicht weiterhelfen….
Nach einigen Nächten Schlaf wurde die Hundbeschaffungsmaßnahme
dann wieder schnell revidiert. Aber, ich möchte an dieser Stelle
sagen: es lag nicht daran, daß ich mich nicht entscheiden konnte,
zwischen essen und „Vergnügen“, sondern eher an artgerechter
Haltung – obwohl man schon fast sagen muß, man tut jedem Hund
was gutes, den man hier aus dem Kochtopf rettet. Aber der Markt, der seinen
guten Ruf deshalb genießt, weil es so viele „lebende“
Tiere gibt, wurde trotzdem besucht. Man trifft dort auf Tiere aller Schattierungen
und Arten – auch Hunde. Aber den Abstand habe ich groß genug
gelassen, denn ich will die nächsten Monate noch schlafen können.
Heute Abend nun, es ist Sonnabend, der 19. Oktober, war
ich in einem ganz alten chinesischen Viertel und habe ein wahrscheinlich
frisch geklautes Fahrrad erstanden. Doch woher bekommt man eigentlich
ein solches? Man geht auf einen Fahrradschwarzmarkt und stürzt sich
ins Getümmel. Dort bekommt man alles – nur eben illegal, weil
z.B. frisch gestohlen, zu angemessenen Preisen. Verhandelt wird sehr schnell,
man fährt eine kleine Runde, übergibt das Geld und schon ist
der Verkäufer in der Menge untergetaucht und man bleibt allein zurück,
mit einem neuen, alten Fahrrad, das bestimmt just in dem Moment gerade
einer sucht. Der Verkäufer für neue, natürlich ganz sichere
Schlösser steht schon bereit.
Jedenfalls bin ich dort noch ein bißchen durch die Gassen gelaufen
und sah wirklich frisch gegrillte Hunde; Größe eines Schäferhundes.
Ich dachte, das gibt es nur auf irgendwelchen vor Jahren gemachten Fotos
noch zu sehen. Soviel dazu. Die Bilder sind leider nichts geworden. Auweia…man
verkommt hier total!
Um diese heitere Episode fortzusetzen und abzuschließen
nach ein Tipp: „If you want diarrihea quick – go to KFC eat
chick’!“ Fernab der Heimat kann es schon mal vorkommen, daß
man nach ca. 1 Monat Appetit auf „westliches“ Essen bekommt.
Also…? Man betritt ein Fast-Food Restaurant, namens KFC, das direkt
um die Ecke liegt und man gönnt sich nach einem 11 Stunden Arbeitstag
ein Hühnchenmenü. Das kann dann zu einer Lebensmittelvergiftung
führen, die einen echt alt aussehen läßt – oder
sollte ich krank sagen?! Da kicherte jedenfalls für etliche Tage
die Salmonelle und freute sich ihres Daseins. Es ist schon kurios. Man
versucht den Magen und die Verdauung langsam an das chinesische Essen
zu gewöhnen und ißt vorsichtig und es passiert nichts. Und
dann geht man was ganz einfaches, gewohntes essen und findet sich jenseits
von Gut und Böse wieder. Aber das ist auch eine Erfahrung. Ich habe
mir aber fest vorgenommen, dieses Etablissement nicht mal mehr zum Colakaufen
zu betreten.
In diesem Sinne…
nach oben
|